In einem Betrieb sollen Führungskräfte ihre Beschäftigten motivieren und gleichzeitig darauf achten, dass diese nicht über die Grenzen ihrer Belastbarkeit gehen. Führungskräfte sollen Vorbild sein und stehen dabei selbst oft unter Druck. Für die eigene Gesundheit bleibt im hektischen Arbeitsalltag häufig wenig Zeit. In Freiwilligen Feuerwehren engagieren sich Führungskräfte zudem ehrenamtlich in ihrer Freizeit. Dies erhöht das Spannungsverhältnis noch zusätzlich, da ein Ausgleich in Freizeit und Privatleben reduziert ist. Ehrenamtliche Führungskräfte in Freiwilligen Feuerwehren müssen den Anforderungen von „oben“ und den Bedürfnissen von „unten“ gerecht werden.
Beispielsweise sind hier zu nennen: Die Aufrechterhaltung der Einsatzfähigkeit, fachgerechte und professionelle Abwicklung von Einsätzen, Personalmanagement und -entwicklung und nicht zuletzt die Einhaltung von gesetzlichen Arbeitsschutzvorschriften. Nicht zu vernachlässigen ist die gewünschte Wertschätzung gegenüber den einzelnen Feuerwehrangehörigen und deren Arbeit sowie die notwendige Fürsorge und Unterstützung für die Mannschaft.
Diese „Sandwichposition“ ist kein leichtes Unterfangen. Es handelt sich um zwei Seiten einer Medaille, die für eine gut aufgestellte Feuerwehr und eine motivierte Mannschaft unverzichtbar sind. Es besteht die Gefahr, dass Führungskräfte sich an diesen Anforderungen aufreiben und die eigene Gesundheit darunter leidet. Deshalb ist es wichtig, bei sich selbst anzusetzen. Denn nur wenn die Führungskräfte gesunde Selbstführung betreiben, können sie auch ihre Mannschaft gesund führen.
Führungskräfte sind Vorbilder und machen Sicherheit und Gesundheit zu zentralen Themen in ihrem Umfeld. Diese Tatsache wird auch durch die aktuelle Kampagne kommmitmensch aufgegriffen. Das Handlungsfeld Führung der Kampagne spricht direkt Führungskräfte an, damit sie die Werte Sicherheit und Gesundheit stärker in ihrer Organisation Verankern können.
Präventionskampagne kommmitmensch
Die gesetzliche Unfallversicherung hat die Kampagne kommmitmensch entwickelt. Durch Aktionen, Seminare, Online- und Printinformationen soll die Kernbotschaft der Kampagne unterstützt werden: „Sicherheit und Gesundheit sind Werte für alle Menschen, jede Organisation und die Gesellschaft. Sie sollen Gegenstand allen Handelns werden. Präventives Handeln ist lohnend und sinnstiftend.“ Die UKH identifiziert sich mit dieser Kernbotschaft.
Die UKH hat zur Unterstützung der Freiwilligen Feuerwehren ein Seminar konzipiert, welches direkt auf ehrenamtliche Führungskräfte in Freiwilligen Feuerwehren ausgerichtet ist. Die zweitägige Veranstaltung betrachtet u. a. aus arbeitspsychologischer Sicht die Erwartungen an eine Führungskraft im Bezug zu Führung und Gesundheit sowie die Dimensionen gesunder Führung und gesunder Selbstführung.
Um der Frage nachzugehen, inwieweit ehrenamtliche Führungskräfte auch eine rechtliche Verantwortung wahrnehmen, wird Dr. h. c. Ingo Endrick Lankau, u. a. Experte für Feuerwehrrecht, referieren und die rechtliche Verantwortung der ehrenamtlichen Führungskräfte einordnen.
Eine Führungskraft hat die Möglichkeit, an vielen Stellschrauben zu drehen, um ein gesundes Führungsverhalten zu gestalten. Oft sind es die kleinen und wenig aufwendigen Dinge, die bereits „ganz nebenbei“ eine große Wirkung haben können. Sie sollen in der Veranstaltung thematisiert werden: Parallel laufende Workshops werden sich mit Themenfeldern beschäftigen, in denen Handlungsoptionen für eine gesunde Führung und gesunde Selbstführung vorgestellt werden.
Es gibt Lagen im Einsatz- und Übungsgeschehen, in denen der Körper an die Grenze seiner Leistungsfähigkeit geführt wird. In solchen Situationen kann es von (über-)lebenswichtiger Bedeutung sein, eine angemessene körperliche Fitness zu besitzen. In diesem Workshop stellt eine Referentin des Landessportbundes Hessen e. V. praktische Ideen für ein abwechslungsreiches Sportprogramm und Konzepte für Übungsstunden vor.
Mitglied in der Feuerwehr zu sein, ist mit vielen positiven Erfahrungen verbunden. Gleichzeitig hat die Tätigkeit in der Feuerwehr aber auch Schattenseiten: So kann die Konfrontation mit Sterben, Tod und Leid psychisch stark belasten. Was können die Führungskräfte tun, um hier die Schutzmechanismen ihrer Mannschaft zu stärken? Zur Hilfestellung stellt der Hessische Landesfeuerwehrverband das Konzept „Psychosoziale Einsatznachsorge in Hessen“ vor.
Das Thema „Hygiene im Feuerwehrdienst“ mit besonderem Schwerpunkt auf der Kontamination eines Feuerwehrangehörigen durch Brandrauch bekommt durch wissenschaftliche Erkenntnisse einen neuen Stellenwert. Zudem müssen rechtliche Anforderungen, z. B. die der Gefahrstoffverordnung, erfüllt werden. Bei den Feuerwehren sind eine Sensibilisierung zur Hygiene an der Einsatzstelle und eine Erweiterung des Verständnisses bis ins Feuerwehrhaus zur Kontaminationsverhinderung anzustreben. Dabei muss die Führungskraft ihrer besonderen Vorbildrolle nachkommen. Im Rahmen des Workshops sollen Best-Practice-Lösungen aufgezeigt und ein Rahmenplan mit den Teilnehmer*innen erarbeitet werden, wie eine Sensibilisierung der Feuerwehrangehörigen durchgeführt und das Thema Hygiene in die Einsatzplanung aufgenommen werden kann.
Es ist beruhigend zu wissen, dass den Feuerwehrangehörigen im Schadensfall Institutionen wie die UKH und kommunale Versicherungen zur Seite stehen. Deren Aufgaben und Leistungen, aber auch Grenzen des Versicherungsschutzes, werden von Expert*innen der UKH sowie der GVV Kommunal präsentiert.
Ehrenamtliche Führungskräfte von Feuerwehren stehen unter einer außergewöhnlichen Mehrfachbelastung. Anfang 2014 startete das Pilotprojekt Firebalance I, um die Befindlichkeit der Führungskräfte sozialwissenschaftlich zu erfassen. Zeitlich versetzt wurde eine zweite Erfassung durchgeführt, um vordergründig zu messen, ob und wie die Führungskräfte von einem Coaching profitieren. Die Feuerwehr- Agentur Gießen bietet entsprechende Seminare für Führungskräfte in einem Modulsystem an; sie arbeitet mit der Hessischen Landesfeuerwehrschule zusammen.
inform-Ausgabe 2/2019
Qualifizierungsangebot: Führungskräfte der Feuerwehr – Gesund führen in der Feuerwehr Termin: 28./29.11.2019 in Hünfeld, Bonifatiuskloster